portrait with façade
Das Thema meiner Recherche befindet sich in einer Region im nordosten Deutschlands, in Sachsen-Anhalt, im ehemaligen Osten. Der Umbruch hervorgerufen durch die Wiedervereinigung Deutschlands hat ihre Zeichen hinterlassen. Dieser Zusammenbruch des ökonomischen sozialistischen Systhems und der generellen Schließung der Agrargenossenschaften zeigt sich in einer demographischen Veränderung und einer abrupten Abwanderung aus den ländlichen Gebieten. ›››Diese Veränderungen sind klar sichtbar. Die Abwanderung der Jugend in die westlichen Teile Deutschlands, in die großen Städte und ins Ausland hält an. Die Alten bleiben in ihren Heimatdörfern bis zu ihrem Lebensende. Eine Weiterentwicklung oder eine Erneuerung wird immer unwahrscheinlicher.

In dieser Serie „Portrait with Façade“ gebe ich denen ein Gesicht die ihr Land auch ohne eine wirkliche Perspektive nicht verlassen konnten oder wollten. Sie werden zu Konservatoren der Gewohnheiten und Bräuche der Region.

Ich fotografiere ohne in die Privatsphäre der Wohnungen vorzudringen. Der Zustand der Hausfassade, der Pflanzen, der Gegenstände vor dem Haus, der Details der Fensterdekoration und natürlich der Art wie die Bewohner sich in ihren Fenstern präsentieren, gibt die Möglichkeit sich eine Idee ihrer Identität und ihres sozialen Status zu machen.

Serie von 15 Fotografien, 110 x 110cm, 2007/2008
vrai ou faux
Die Fotografin Sandra Schmalz, Deutsche in Paris lebend, hat zunächst eine Serie über Deutschland nach dem berliner Mauerfall realisiert und interessiert sich nun an einer Mauer die nie gebaut wurde und doch genauso existiert : die andere Seite der „Peripherie“, die „Banlieue parisienne“ (pariser Vororte), dessen nebelhaftes und furchteinflößendes Bild so wirksam und oft in den Medien genutzt wird.

Die Angst vor dem Unbekannten, ›››dem Fremden, dem Verbannten ( „banni“ ), die Angst vor dem Dunkel, der Nacht, dessen was auseinanderflieht, dessen was sich dem Blick verbirgt, all diese Bilder beschwören die beängstigenden und vereinfachenden Titel der Zeitschriften, die als Bildunterschriften dieser Serie dienen.

Die „Banlieue“, selbst wenn sie für Clichy sous Bois genauso wie für Aubervillers, für Versailles oder für Suresnes steht, bedient die Schreckensgestalt die die Medien entwerfen, die sie den zitternden Parisern aufzeigen.

Diese Serie ist eine Portraitserie. Ein Portrait fantastischer Beklommenheit der absichtlich im dunkelsten Moment der Nacht fotografierten Orte, in der Stille der Verlassenheit. Portraits der ergebenen Wachen, ohnmächtiger Zeugen und Licht entfernter Theaterszenen, leer und verlassen. Die Kraft dieses Lichts das alles erhellt bekräftigt um so vieles mehr die Obskurität und die Fantasie des Versteckten. Und wenn das Erhellen einer Szene die Wahrheit zu Tage fördern würde, welche Wahrheit gäbe uns die Serie „Social jeunesse, banlieue“ zu erkennen ?

Etwas schaut uns an. Der „ban“ de la société, der gesellschaftliche Bann betrachtet uns.

Text : Carine Dolek
Serie von 27 Fotografien, 70 x 100cm, 2009 – 2012
mauern
Die Beschränkung als urbanes Element wird in dieser Serie gezeigt. Barrieren trennen und grenzen ab, leiten, lenken und schützen, unabhängig von ihrer Beschaffenheit.

„Das Wort Mauer kommt von munire = sich schützen. (...) Die Außenwand ist politisch, die Innenwand heimlich, und die Mauer hat das Geheimnis vor dem Unheimlichen zu schützen.“ Vilém Flusser

Mauern sind die schmale Linie zwischen dem Innenraum und dem Aussen. ›››Sie kreieren Räume und trenne­n zwischen dem Sicheren und dem Ungewissen, der Gefahr und dem Beschützten, dem Bewusste­n und dem Ungesehenen. Der Betrachter befindet sich demnach, der persönlichen Empfindung folgend, davor oder dahinter. Die Ambivalenz der Empfindungen wird hervorgerufen durch die Problematik der Positio­nierung und der Unmöglichkeit einzuschätzen was sich hinter der Barriere befindet. Diese Perspektivitäts­problematik lässt Mauern zu einem Symbol der Abwehr sowie der Einschränkung der menschlichen Gedanken- und Bewegungsfreiheit werden. Das Erscheinungsbild, die Materialität und ihr Standort sind verantwortlich für die emotionale Wirkung der Mauer. Die Möglichkeit, sie trotz ihrer Statik abtragen oder einreißen zu können, lässt sie wiederum zum Symbol der Freiheit werden.

In meiner Serie werden die Mauern zu Projektionsflächen. Die zentrale Frage was sich hinter der Mauer befindet, macht sie Leinwänden für unserer Ideen und Sehnsüchte, unsere Vorstellungskraft.

Fotografien und Videos (zwischen 12mn und 21mn), seit 2006, Installation variable Dimension
Die Ausstellung bilden eine Reihe von bis zu 12 Fernseher mit Richtlautsprechern die in fixer, frontaler Kameraeinstellung Videoaufnahmen von Mauern von 12mn bis 21mn im Loop zeigen. Am Ende des Raumes sind 4 Mauern von jeweils 3mx3m installiert, die einen Raum bilden. Auf den Innenseite sind wandfüllend Fototapeten von Mauern angebracht.

Fotografien und Videos (zwischen 12mn und 21mn), seit 2006, Installation variable Dimension

Die Ausstellung bilden eine Reihe von bis zu 12 Fernseher mit Richtlautsprechern die in fixer, frontaler Kameraeinstellung Videoaufnahmen von Mauern von 12mn bis 21mn im Loop zeigen. Am Ende des Raumes sind 4 Mauern von jeweils 3mx3m installiert, die einen Raum bilden. Auf den Innenseite sind wandfüllend Fototapeten von Mauern angebracht.
Installation
Fotografien und
Videos (12mn – 21mn)
seit 2006
variable Dimension
elli
Das ist die intimste Serie die ich bisher realisiert habe. Sie spricht von der Beziehung die ich zu meiner Großmutter hatte. In den jeweils 12 Bilder eines Kontaktbogen vom Mittelformatfilm zeigt sie nicht nur meinen Blick auf ihr Leben, sondern auch die Stationen meines eigenen Lebens. ›››Ich habe diese Serie im vergangenen Jahr (2010) auf der Photobiennale von Thessaloniki und in der Ausstellung der Manifestation „Jeune Création“ im 104 in Paris gezeigt. Obwohl es sich im Original um Farbfotos handelt wurden die Kontaktbögen, um die Hängung zu vereinheitlichen, auf einem simplen Papier in schwarzweiß ausgedruckt. Um den Blick des Betrachters nicht zu beeinflussen, habe ich mich entschieden keine Auswahl zu treffen und keine einzelnen Bilder hervorzuheben.

Nach diesen Ausstellungen habe ich begonnen ein Buch zu editieren. Ein Buch ermöglicht einen anderen Austausch, da die Begegnung mit einem Leser sehr viel intimer ist. Auf seinen Seiten erlaube ich mir auf eine andere Art zu agieren. Hier möchte ich den Betrachter führen.
Man findet die Kontaktbögen der Ausstellungen in schwarzweiß wieder. Ich zoome in die Kontaktbögen und hebe einige Fotografien hervor in dem ich sie hier in Farbe zeige. Sie legen sich über die monochromen Buchseiten. Da die farbigen Seiten verschieden lang sind, verdecken sie die Kontaktbögen mehr oder weniger. Der Leser entdeckt die Seiten, wie in einem Spiel.

Kontaktbögen (46 bis 49 Stück), Ausdrucke auf A3, variable Dimension, 2004 – 2011
Buch, 21 x 27cm, 208 Seiten

Meine Großmutter hieß Elli Krüger, geborenen Eichelbaum. Sie ist am 6. Oktober 1930 geboren und am 6. April 2010 gestorben.“

Mit diesem prägnanten Satz führt uns Sandra Schmalz an ihre letzte Arbeit heran.
Diese lapidare Einführung ist ein Zeichen der Verlegenheit. Die Fotografin tastet nach etwas, entflieht und entkommt auf den Spuren die nicht die ihren waren. Sie begibt sich in Gefahr und hat mühe Worte zu finden. Dies, weil sie knapp / richtig anvisiert / abzielt. Und, das ist es was wir mögen.

Diese Installation mit ihrem intimen Wesen steht im Gegensatz zu der Sachlichkeit früherer Arbeiten. Und ist dennoch weder Urteil noch sentimentaler Gefühlsausbruch. Eine emotionale Lagebeschreibung offenbart sich. Ein jeder tastet sich in seiner Art heran, hier und da zurückgebliebenes der eigenen Erlebnisse und Erinnerungen wieder zu finden. Man findet keine Spur von Zurschaustellung, eher die Möglichkeit einer mühelosen Aneignung, die der sanfte Blick der Fotografin zulässt. Sie reicht uns die Hand, es ist an uns sie zu nehmen.
Diese Negative sprechen von diesem hauchdünnen Band zwischen Anwesenheit und Abwesenheit. Oder wie der Tod die Existenz besagt. All diese kleinen Bilder des Nichts aufgereiht Stück für Stück unterstreichen diese Form des Gleichgewicht. Sie sind wie Zeichen, da und dort aufgestellt um nicht unterzugehen. Es handelt sich auch um ebensolche. Das Verschwinden der Erinnerung vom Bild verhindert. Der fotografische Eintrag ermöglicht dieses Überleben.

Text : Baptiste Brun
les ancillas
Während eines Aufenthaltes in Lateinamerika habe ich eine sehr erstaunliche Entdeckung gemacht, in Kolumbien ist es normal eine Hausangestellte zu haben. Die Mittelschicht, wie man sie in Europa kennt, gibt es nicht. Die Schere zwischen arm und reich ist so gross, das ein nach europäischen Verhältnissen gut bis mittelgut Verdienender sofort zur privilegierten Oberschicht gehört. Oft lebt die Hausangestellte ihr Leben lang mit einer Familie. Die Armut ist so hoch, das es als Chance verstanden werden kann, eine Hausangestellte zu werden. ›››Für mitteleuropäisches Empfinden, ist diese Praxis ungewöhnlich, obwohl es noch um die Jahrhundertwende ähnliche Abhängigkeiten von Herrschaft und Bediensteten gab. Sie sind Vertrauenspersonen mit denen man delikate Informationen und Familiengeheimnisse teilt. Was uns fasziniert ist die Bindung und der Austausch, der sich in diesen selbstverständlich sehr intimen Beziehungen kreiert.

Die Portraits zeigen jeweils auf der linken Seite den/die Hausherren/in und auf der rechten Seite den/die Bedienste/n. Es ist erstaunlich wie sich die beiden Personen ähneln. Man kann Parallelen ziehen die man eher zwischen Ehepaaren, oder Eltern und deren Kindern vermutet. Man könnte meinen, das in der Art wie sie sich aussuchen oder in den Jahren die sie miteinander verbringen, sich auch ihr Geschmack, ihr Habitus und ihre Mimik angleichen.

Ich suche die gleichen Strukturen in den Familien Europas. Meine Serie wird bereichert durch Fotos aus Sevilla, Thessaloniki, Paris und bald auch Lissabon.

im Entstehen, Doppelportraits 100 x 50cm, seit 2009
cv / bio
Ausstellungen
2011"Vrai ou faux" Raum linksrechts / KunstLeben Projektraum, Hamburg
"Portrait with facade" Exposition du Prix Off Sète, Sète, Frankreich
"Cadavre Exquis" Circulation(s), Festival de la jeune photographie européenne, Paris
2010"Suddenly" Melon Rouge Photo Fringe, Fotografiefestival, Phnom Phen, Kambodge
"Elli" Manifestation Jeune Création 2010 im CENTQUATRE, Paris
"Cadavre Exquis" Europäischer Monat der Fotografie Berlin
"Cadavre Exquis" Fotofestival Fotosommer Stuttgart
"SJB" Nuit de la Photographie contemporaine, Paris
"EU Woman" Photobiennale Tessaloniki, Fotografiefestival, Griechenland
"1989-2009, 20 ans depuis la chute du mur" Fotofestival Horizonte Zingst
"Magic Trick", Sevillaphoto, Fotografiefestival, Spanien
"Outsider Land" NYphoto, Fotografiefestival, USA
"Jeune création 1951 - 2010" Espace d’art contemporaine Eugène Beaudouin, Paris
2009"1989-2009, 20 ans depuis la chute du mur" Galerie L´œil ouvert, Paris
"Portrait with facade" Manifestation Jeune Création 2009 im CENTQUATRE, Paris
"Portrait with facade" Projection der ParisBerlin>fotogroup, Rencontres de la photographie d’Arles
"Mauern" Projection au Festival International de l’Image Environnementale, Rencontres d’Arles
"Portrait with facade" Nuit de la Photographie contemporaine, Paris
"Portrait with facade" Galerie kunsthaus-erfurt, Erfurt, Deutschland
2008Emergency Room Paris, Galerie Taiss, Paris
Preise
2009Coup de cœur de la Bourse du Talent 38 für "Portrait with facade"
Auszeichnung des F/Stop Festivals Leipzig für "Portrait with facade"
Veröffentlichungen
09.09PhotoNews . Serie "Portrait with facade"
07.09Beo Magazine . Serie "Les Coutumes"
03.09Tsugi Magazine . Serie "Portrait : Livre de h5"
07.08Beo Magazine . Serie "Trois Pièces"
Gemeinschaftseditionen
2010"Vrai ou Faux Rehearsal" Edition de 45 exemplaires uniques et numérotés
"Jeune Création 2010" Catalogue d’exposition
2009"1989-2009, 20 ans depuis la chute du mur" Catalogue d’exposition
"Jeune Création 2009" Catalogue d’exposition
CV
2006Diplom Bauhaus-Universität Weimar, Visuelle Kommunikation
2004-05Ecole des beaux-arts supérieure, Toulouse, France, Programm Erasmus
2009Mitglied des Kommité der Maifestation Jeune Création
Mitglied des Kollektiv ParisBerlinFotogroup
2006-10 Mitglied des Kollektiv H5
contact
sandra(at)sandra-schmalz.com
+33 6 50 84 47 45



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